Der Ridgeback
Ein RasseportraitRAsseportrait
Ich komme aus Afrika
Die Zeiten der Exklusivität sind allerdings vorbei, der ehemalige „Rolls Royce unter den Hunden“ hat – um bei diesem Bild zu bleiben – die Rolle eines soliden Mittelklassewagens bekommen. Es ist heute auch nicht mehr schwer, Informationen über diese Hunderasse zu erhalten: Mehrere Rassemonografien in Buchform, Videos, zahlreiche Beiträge in Hundezeitschriften, mehrere Zuchtvereine innerhalb und außerhalb der FCI und vor allem Hunderte von Seiten im Internet versorgen den interessierten Hundefreund mit den Informationen, die er für seine Entscheidungsfindung braucht oder unbedingt lesen möchte, falls er sich für einen RR bereits entschieden hat.
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Der Standard
Der Ridge gilt als unverwechselbares Rassekennzeichen. Allerdings ist er nicht ausschließlich auf den Rhodesian Ridgeback beschränkt. In Asien sind ebenfalls Hunde mit einem Ridge zu finden; europäische Quellen beschreiben diese Hunde der Insel Phu Quoc im Golf von Thailand erstmals zum Ende des 19. Jahrhunderts hin.
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Eine Menge Hund
Legt man die rosarote Fanbrille ab, so fallen bereits beim Lesen der Rassebeschreibung einige Ungereimtheiten auf. Alle RRs werden in eine Kiste gepackt, auf der fein säuberlich etikettiert steht: Typisch Rhodesian!
Sensibel, erhaben, hohe Reizschwelle, wildtierartige Instinkte, mutig, schnell, intelligent, 6. Sinn für Gefahr, lange Entwicklungszeit. Aber: Sensibilität oder Sensitivität und „hohe Reizschwelle“ schließen einander aus. Sensibel bedeutet, dass der Hund auf geringe Veränderungen seines Umfeldes reagiert. Gerade bei plötzlich auftretenden Reizen zeigen viele Rhodesians, was es mit ihrer Ursprünglichkeit auf sich hat: Niedrige Reizschwellen und blitzschnelle Reaktionen, für die die Schrecksekunde des Menschen eindeutig zu lang ist. Viele RRs haben eine ausgesprochen große Wahrnehmungsdistanz. Das bedeutet, sie reagieren auf Reize wie Bewegung, Geruch und Geräusch bereits in großer Distanz. Haben Hund und Mensch den Überblick, dann können die meisten Hunde ihre Reaktion auf die Wahrnehmung kontrollieren, die langsame Annäherung hilft ihnen dabei. Erscheint aber in unübersichtlichem Gelände ein Reiz inmitten der Wahrnehmungsdistanz, so zeigen manche Rhodesians, wie impulsiv und blitzschnell sie sein können. Mut ist nichts anderes als die Bereitschaft, Konflikte auszutragen. Wobei der mutige Hund erst einmal seine eigenen Konflikte austrägt. Interessanterweise hoffen viele Hundebesitzer, dass ihr Hund erst dann mutig wird, wenn es aus menschlicher Sicht angebracht ist. Diese Sicht aber kann kein Hund teilen, auch kein Rhodesian. Das bedeutet, dass er in erster Linie auf Konflikte in der Hundewelt eingeht.
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Innerartliches Verhalten
Provokationen anderer Hunde werden angenommen, auf schmalem Weg weicht er einem fremden Menschen nicht unbedingt aus, sondern nimmt den Konflikt um Individualdistanz an und löst ihn entsprechend. Diese Konfliktbereitschaft macht sich besonders beim Umgang mit gleichgeschlechtlichen Artgenossen bemerkbar. Der harmoniebedürftige Hundehalter von heute stellt sich vor, dass er seinen Welpen nur regelmäßig zu Welpenspielgruppen bringen muss, und dadurch würde sein Hund auch als erwachsenes Tier „verträglich“ sein. Zum normalen Verhaltensrepertoire des Hundes gehört aber auch die Ablehnung familienfremder Hunde. Je nach Zuchtziel und züchterischer Selektion kann diese Ablehnung stärker oder schwächer ausgeprägt sein. Wer sich für einen Rhodesian Ridgeback entscheiden möchte, sollte sich unbedingt darauf einstellen, dass die Führung des Hundes in Anwesenheit fremder, gleichgeschlechtlicher Hunde viele Jahre eine Herausforderung bleiben wird. Das lässt gewisse Rückschlüsse darauf zu, dass bei der Selektion der Zuchttiere noch einiges zu verbessern ist!
Immer wieder wird auf die Vergangenheit der Rasse hingewiesen und auf den enormen, harten Selektionsdruck durch Klima, Krankheiten, wehrhaftes Wild und wenig zimperliche Menschen. Die Hunde aber, mit denen wir heute leben, unterliegen einer anderen Selektion, die viel bedeutsamer für uns und die Hunde ist: Ausstellungen und Zuchtzulassungsprüfungen, das sind heute die „Gefahren“, die darüber entscheiden, welcher Hund sich fortpflanzen darf und welcher nicht.
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„Spätreife“ Rasse
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Wer passt zum Ridgeback?
Mit einem RR zu leben bedeutet, die ersten drei Lebensjahre des Hundes sein Verhalten in Bezug auf fremde Menschen, fremde Hunde und Wild zu beobachten und ruhig in passendere Bahnen zu lenken. Viel Arbeit an der langen Leine ist nötig, zu viel Freiraum bietet zu viele Möglichkeiten für unpassendes Verhalten. Interessant sind Diskussionen, für welchen Menschen nun „der“ Rhodesian Ridgeback geeignet ist. Dabei werden die Menschen kurz und knapp in zwei Kategorien eingeteilt: Ersthundbesitzer, sog. Anfänger, und Erfahrene oder Fortgeschrittene. Mit dieser Zweiteilung kommt man aber nicht zu einer hilfreichen Aussage, weil es gerade die unwichtigen Aspekte menschlicher Persönlichkeit betont. Ein Hund wird sich nur dort wohl fühlen, wo die Menschen zufrieden mit ihm sind. Wer Freude daran hat, über einen langen Zeitraum hinweg Entwicklungshilfe zu leisten, einen Hund wohlwollend und gelassen zu führen, anstatt ihn mal schnell zu unterdrücken, der wird auch die Eigenschaften eines Rhodesians als Bereicherung für sein Leben empfinden. Wer sein Leben durch eine pflegeleichte, elegante Erscheinung bereichern möchte, die ansonsten aber nicht unangenehm auffallen sollte, wer sich durch seinen Alltag bereits überfordert fühlt und einen lebendigen Ausgleich dazu sucht, der sollte bitte Abstand vom Rhodesian Ridgeback nehmen. Und ganz besonders sollten diejenigen verzichten, die ausgesprochen harmoniebedürftig sind und es nicht ertragen könnten, dass ihr Hund nicht jeden anderen Hund mag. Enttäuschungen für beide Seiten sind vorprogrammiert.
Hundehalter im Allgemeinen und Menschen für einen Rhodesian Ridgeback im Besonderen sollten einfühlsam sein, weil diese Hunde nach wie vor Fremde in der modernen Menschenwelt sind. Sie sollten sehr geduldig sein, weil Lernen viel Zeit braucht. Und sie sollten gerecht sein, weil jeder Hund das Produkt aus Genetik, Erfahrung und Umwelt ist – nichts davon hat er sich ausgesucht! Menschen mit diesen Eigenschaften finden sich sowohl unter den Ersthundehaltern als auch unter den sog. Erfahrenen.
Quellen:
www.easy-dogs.net/Dr. rer. nat. Ute Blaschke-Berthold
www.youtube.com/Hunde-fan.de